Von Zürich nach Kamtschatka
Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs und der Erweiterung der Europäischen Gemeinschaft beginnt Europa sich wieder als Kontinent zu verstehen, der eine gemeinsame Vergangenheit mit zahlreichen Berührungspunkten besitzt. Die Schweiz ist Teil dieser europäischen Ost-West-Geschichte, die von Krieg und Frieden, von Handel und Wirtschaft, nicht zuletzt von persönlichen Kontakten geprägt war und ist.
Eine zentrale Rolle spielt in diesem Austausch das grosse Russland. Oft geht vergessen, dass sich unter den vielen Westeuropäern, die ab dem 18. Jahrhundert nach Russland zogen, nicht wenige Schweizer befanden. Russland bot gerade qualifizierten Einwanderern lange ausgezeichnete Bedingungen, trugen diese Migranten doch massgeblich zur Modernisierung des rückständigen Zarenreichs bei. Als Ingenieure, Färber, Lehrer oder Käser ausgezogen, stiegen einige zu Fabrikanten und leitenden Angestellten, ja sogar zu Erziehern der Zarenkinder auf – Russland erscheint durchaus als Land der unbegrenzten Möglichkeiten.
Unter den Russlandschweizern befanden sich auch Zürcherinnen und Zürcher. Statistisch gesehen eine kleine, wenig homogene Gruppe, waren sie in allen Bereichen anzutreffen und hinterliessen als Wissenschaftler wie als Künstler, als Kaufleute wie als Pädagogen, als Industrielle wie als Musterlandwirte ihre Spuren. Auf der Suche nach solchen Spuren lädt das reich illustrierte Buch ein zu einer Entdeckungsreise in eine Welt, die 1917 ein abruptes Ende fand.