Montag, 23. März 2015, 18:30 Uhr: Vortrag

Dr. phil. Bruno Meier, Baden

Der Aargau als Schauplatz europäischer Geschichte

Das Schlüsseljahr 1415

Bahnhof Buffet HB Zürich, 1. Stock, Raum Norma Lulu

Die militärtüchtige Zürcher Jugend zog im 14. und frühen 15. Jahrhundert regelmässig in die alte Landschaft Baden und kehrte beutebeladen nach Hause. Im Frühling 1415 zerstörten dann die Zürcher zusammen mit ihren eidgenössischen Verbündeten den Stein in Baden, Symbol der habsburgischen Herrschaft im Mittelland.

In der traditionellen Schweizer Geschichte ist die Eroberung des Aargaus eine der Hauptetappen bei der Entstehung der Eidgenossenschaft – fast ein Natur­ereignis. In der aargauischen Geschichte hingegen gleicht 1415 einer unerzählten Geschichte. War die Eroberung, die keine Befreiung war, nicht eher ein Sündenfall der Befreiungsgeschichte?

Heute interessiert sich die Forschung stärker für andere Fragen: den europäischen Rahmen des Konzils von Konstanz oder den Konflikt zwischen König Sigismund und Herzog Friedrich. Wichtig ist aber auch die erst­malige Einrichtung einer Gemeinen Herrschaft durch die eidgenössischen Orte, welche – Stichwort Tag­satzung – die immer wieder auseinander driftende Eidgenossenschaft zusammenführte und Identität stiftete. In diesem Sinn stellt 1415 durchaus ein Schlüsseljahr dar, auch wenn die Geschichte der Gemeinen Herrschaften in der alten Eidgenossenschaft nur schlecht erforscht ist.