Dienstag, 19. März 2013 18:30 Uhr: Vortrag

Dr. Maria Stürzebecher, Erfurt

Der Erfurter Schatz von 1349

Gotische Goldschmiedearbeiten als Zeugnisse der jüdischen Gemeinde von Erfurt

Universität Zürich Zentrum – Kollegiengebäude, Hörsaal KOL-F-118

1998 wurde bei einer Ausgrabung in der Erfurter Altstadt ein umfangreicher Schatzfund entdeckt. Unter der Mauer eines Kellerzugangs waren Silbergeschirr und Schmuckstücke, silberne Münzen und Barren aus dem ausgehenden 13. und der ersten Hälfte des 14. Jh. vergraben worden. Die Lage der Fundstelle mitten im ehemaligen jüdischen Quartier als auch Teile des Schatzinventars, vor allem ein jüdischer Hochzeitsring, deuten auf eine jüdische Familie als ehemalige Besitzer. Aufgrund der Datierung des Schatzinventars lässt sich die Verbergung mit dem Pogrom vom 21. März 1349 in Verbindung bringen. An diesem Tag erreichte die Welle der Judenverfolgungen, die im Zusammenhang mit dem Ausbruch der schwarzen Pest von Süddeutschland aus nach Norden lief, auch Erfurt. Unter dem Vorwand, die Juden hätten die Brunnen vergiftet, wurde das jüdische Viertel angegriffen. Bei den Ausschreitungen brannte das Viertel um die Synagoge ab und die ganze jüdische Gemeinde kam um, die mit etwa 1000 Mitgliedern und bedeutenden Gelehrten eine der wichtigsten ihrer Zeit war. Als letzter nachweisbarer Eigentümer des Grundstückes vor dem Pogrom kommt der jüdische Geldhändler Kalman von Wiehe als ehemaliger Besitzer des Schatzes in Frage. Er überlebte nachweislich den Pogrom von 1349 nicht.

Gemeinsame Veranstaltung mit dem Zürcher Zirkel für Ur- und Frühgeschichte.

Dr. Maria Stürzebecher ist Kunsthistorikerin und hat über den Erfurter Schatz promoviert. Zwischen 2007 und 2009 arbeitete sie am Ausstellungskonzept des Museums Alte Synagoge Erfurt. Seit 2009 ist sie mit der wissenschaftlichen Grundlagenarbeit in Vorbereitung der UNESCO-Bewerbung der Stadt Erfurt mit den Bau- und Sachzeugnissen der jüdischen Gemeinde im Mittelalter befasst.