Montag, 18. März 2019 18:30 Uhr: Vortrag

Dr. Rachele Delucchi. Zürich

„Eine ganz geheime Untergrundorganisation“

Pneumatische Anmerkungen zur Geschichte der Zürcher Stadtrohrpost

Bahnhof Buffet HB Zürich, 1. Stock, Raum Les Trouvailles.

"Nur wenige wissen um das Geheimnis, das unter dem Asphalt der Strassen Zürichs verborgen liegt", bemerkte die Neue Zürcher Zeitung am 8. Juli 1943. Was bereits 15 Jahre nach der Eröffnung als Geheimnis galt, ist noch heute ein praktisch unerschlossenes Stück Stadtgeschichte. Dabei nahm 1926 unter den Trottoirs der Bahnhof­strasse die nach Lausanne zweite Stadtrohrpostanlage der Schweiz ihren pneumatischen Betrieb auf – mit der weltweit grössten Anzahl privater Anschlüsse. Eine eigenständige urbane "Untergrundorganisation", ausgestattet mit 65-Millimeter breiten Rohren, sollte fortan der schnellen, zuverlässigen und jederzeit einsatzbereiten Kommunikation zwischen Banken, Post, Telegrafenamt, der Nationalbank und Ladenkomplexen wie dem "Schmidhof" dienen.

Welche Zwecke, Nutzungsinteressen und Erwartungen waren mit der Errichtung der Stadtrohrpostanlage verbunden? Was wurde da alles durch die Rohre geschossen? Wie fügte sich die Rohrpost als nischenfreundliche Raummaschine in die bestehende Infrastruktur ein? Welche Zuschreibungen erhielt sie durch ihren exklusiven Gebrauch? Der Beitrag beleuchtet ein unbekanntes Stück Zürich und trägt zur schillernden Geschichte des Untergrunds bei.

Rachele Delucchi promovierte in italienischer Sprachwissenschaft an der Universität Zürich. Im Rahmen ihres zweiten Studiums in Geschichte und Philosophie des Wissens an der ETH Zürich hat sie sich mit der frühen Geschichte der Stadtrohrpost in der Schweiz beschäftigt.