Montag, 21. Oktober 2019 17:30 Uhr: Vortrag
«Eine sehr geistreiche und geübte Aquarellmalerin»
Bahnhof Buffet HB Zürich, 1. Stock Raum Les Trouvailles
«Ich hätte der Bub werden sollen», liess Clementine Stockar-Escher noch im Alter mehrfach verlauten. Sie war die ältere Schwester von Alfred Escher, dessen 200. Geburtstag dieses Jahr gefeiert wird. In ihrer Jugend sei sie «von einer den Bruder anfangs überstrahlenden Begabung » gewesen, so dessen Biograf Ernst Gagliardi. Der Vortrag präsentiert erstmals Clementine Stockar-Eschers künstlerisches Schaffen, das mit Blumenstillleben einsetzte, zu denen sie im Belvoirpark, den ihr Vater angelegt hatte, inspiriert worden war. Später entstanden Genrebilder und Porträts, deren Lebensnähe gerühmt wurde. Mehrfach hielt sie ihre Kinder und ihren Bruder Alfred im Bild fest. Zahlreiche Porträts zeigen Persönlichkeiten des damaligen Musiklebens in Zürich wie Franz Abt, Louise Corrodi, Emilie Heim, Fanny Hünerwadel und Richard Wagner. Zur Sprache kommen auch die begrenzten Ausbildungsmöglichkeiten von Künstlerinnen im 19. Jahrhundert und die sozialgeschichtlichen Aspekte ihres Schaffens.
Clementine Stockar-Escher, "Still, dass wir die Vögelchen nicht stören". Die Söhne Armin und Egbert in einer Laube, Buchfinken betrachtend, 1849, Aquarell (Zentralbibliothek Zürich, Graphische Sammlung)
Jochen Hesse studierte Kunstgeschichte, Wirtschafts- und Sozialgeschichte und Kirchengeschichte. Er leitet seit 2008 die Graphische Sammlung und das Fotoarchiv der Zentralbibliothek Zürich.