Mittwoch, 25. Oktober 2023 18:30 Uhr: Vortrag

Dr. Sarah Rindlisbacher Thomi

Kirchendiener als Staatsdiener.

Stadtgeistliche in den Zürcher Aussenbeziehungen des 17. Jahrhunderts.

Lavatersaal im Lavaterhaus, St. Peterhofstatt 6, Zürich.

Das ganze 17. Jahrhundert hindurch nahmen etliche Vertreter der kirchlichen Elite in den diplomatischen Beziehungen des Standes Zürich mit protestantischen Mächten eine auffallend aktive Rolle ein. Es fanden keine Annäherungsversuche zwischen Zürich und dem Ausland (darunter protestantischeReichsfürsten, die Niederlande, England und Schweden) statt, ohne dass Geistliche durch Predigten, Eingaben an die Obrigkeit oder durch direkten Austausch mit fremden Diplomaten am politischen Geschehen beteiligt waren. Als «natürliche Grenzgänger», die sich in ihren Studienjahren im protestantischen Europa ein weitverzweigtes Netzwerk angelegt hatten, verfügten die Geistlichen über persönliche Kanäle, die auch für die Obrigkeit von Interesse waren. Nicht zuletzt untersucht der Vortrag das Verhältnis zwischen Geistlichkeit und Rat und fragt danach, warum gerade in Zürich die Kirchendiener ein so grosses Mitspracherecht in der Politik besassen.

Dr. Sarah Rindlisbacher Thomi studierte Geschichte und Anglistik an der Universität Bern. Ab 2015 arbeitete sie zuerst als Assistentin und danach als Postdoc an der Abteilung für ältere Schweizer Geschichte an der Universität Bern. Seit 2023 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin der Geschäftsführung des Historischen Instituts an der Universität Bern. Ihre Forschungsinteressen gelten der Politik-, Diplomatie-, Verwaltungs- und Konfliktgeschichte der vormodernen Schweiz sowie im Spezifischen den Aussenbeziehungen und konfessionellen Verflechtungen der reformiert-eidgenössischen Orte.