Montag, 19. März 2018 18:30 Uhr: Vortrag
Sakralität im Protestantismus, oder: Wo steckt das Heilige nach der Reformation?
Bahnhof Buffet HB Zürich
1. Stock, Raum Les Trouvailles
Die mittelalterliche Vorstellung, dass sich Heiligkeit an bestimmten Orten verdichtet und in bestimmten Dingen und Personen materialisiert, hat im frühen 16. Jahrhundert durch die Reformation eine entscheidende Schwächung erlitten. Ein Blick auf den Umgang der Protestanten mit den von den Altgläubigen übernommenen Kirchenbauten zeigt jedoch, dass der Protestantismus eine durchaus eigene Sensibilität für Ding- und Raumsakralität entwickelt hat.
Der Vortrag fragt danach, ob und wie das mittelalterliche Verständnis von der Kirche als heiligem Raum durch den Protestantismus eine Umprägung erfuhr und wie sich diese Umprägung materiell – d.h. in der konkreten Binnentopographie und Ausstattung der einzelnen Kirchenräume – niedergeschlagen hat.
Was beispielsweise ist aus den Altären und Heiligenbildern geworden, was aus der traditionellen Hierarchisierung des Raumes in Presbyterium und Laienhaus? Generelle Antworten auf diese Fragen sind nicht möglich. Vielmehr muss differenziert werden zwischen den verschiedenen Ausprägungen des Protestantismus, zwischen Luthertum, Zwinglianern und Calvinisten, die mit sehr unterschiedlicher Vehemenz gegen die tradierten Formen von Heiligkeitsmanifestationen vorgegangen sind. Zürich wird in dem Vortrag naturgemäss eine zentrale Rolle spielen, doch werden auch Basel und Bern sowie Städte im lutherischen Konfessionsgebiet – beispielsweise Nürnberg – zur Sprache kommen.