Montag, 5. Februar 2018, 18:30 Uhr: Vortrag

Prof. Dr. Gadi Algazi, Tel Aviv

Wissen und Verwandtschaft um 1500: Konrad Pellikan

Gemeinsame Veranstaltung mit dem Historischen Seminar der Universität Zürich

Universität Zürich Zentrum
Kollegiengebäude 2 (KO2), Hörsaal F-150
Eingang Karl Schmid-Strasse 4 oder via Haupteingang Rämistrasse 71.

Konrad Pellikan (1478–1556), ehemaliger Franziskaner, Reformator und Lehrer, steht an der Schwelle zwischen mittelalterlichem Mönchtum und frühneuzeitlicher Reformation. Doch die Geschichte ist vielschichtiger. Der ehemalige Mönch verabschiedete sich zugleich von einer Tradition, die seine soziale Identität noch direkter betraf: vom Gelehrtenzölibat, einer spezifischen Institution der akademischen Welt des Hochmittelalters. Wie andere Humanisten experimentierte er mit Familienleben – eben damit, was ein althergebrachter ehe- und frauenfeindlicher Diskurs als unvereinbar mit Gelehrsamkeit darstellte.

Der Vortrag geht der Frage nach, wie dies geschah. Jenseits der Gelehrten- und der Institutio­nengeschichte richtet er den Blick nicht allein auf die Humanisten, sondern auch auf Frauen und Kinder, Familienhaushalte und Beziehungskonstellationen. Der tiefe Bruch von Persön­lichkeiten wie Pellikan mit der herkömmlichen Lebensweise der Gelehrten zeigt sich jedoch in neuem Licht, wenn jenseits des Familienhaushalts unsichtbare Familientraditionen und kaum thematisierte Verwandtschaftsstrukturen ins Gesichtsfeld geraten.