Montag, 18. Januar 2016, 18:15 Uhr: Vortrag

Dr. Christoph Gasser, Klausen BZ, Marlis Stähli M. A., Urdorf, und Prof. Dr. em. Christoph Eggenberger, Zollikerberg

Zürich – Thalwil – Kloster Wettingen.

Geistlichkeit und Vogeljagd im 16. Jahrhundert. Das Vogeljagdbuch Ms. C 22 der Zentralbibliothek Zürich

Zentralbibliothek Zürich, 1. Untergeschoss, Hermann-Escher-Saal

Seit 1630 bewahrt die Zürcher Stadtbibliothek (heute Zentralbibliothek) eine aussergewöhnliche Handschrift auf: das «Kunst-, Weydny- oder Vogelbuch» des Thalwiler Pfarrers Jodok Oesenbry (1526–1592). Der Verfasser war ein Schüler des Zürcher Reformators Heinrich Bullinger und wirkte seit 1566 in Thalwil. Neben dem Pfarramt widmete er sich leidenschaftlich der Vogeljagd; seine Fachkenntnisse hielt er zwischen 1575 und 1577 in der erwähnten Handschrift fest. Was Literatur, Quellen und Vogelbeschreibungen betraf, stützte er sich auf die «Historia animalium» des Zürcher Universalgelehrten  Conrad Gessner. Die Anregung zu seiner Abhandlung verdankte Oesenbry dem damaligen Obervogt von Horgen und dem Abt des Zisterzienserklosters Wettingen. Sein Werk gilt als das früheste erhaltene Vogeljagdbuch der Neuzeit in ganz Europa; als Quelle für die Geschichte der Vogeljagd nimmt es eine herausragende Stellung ein. Oesenbry beauftragte den Kalligraphen Israel Stäheli mit einer Abschrift des Textes, den unbekannte Maler mit anschaulichen Bildern versahen. Verfasser und Schreiber überreichten die prunkvoll ausgestattete Handschrift persönlich dem Wettinger Abt Christoph Silberysen. Die Ereignisse auf dem Heimweg hatten für die beiden unangenehme Folgen.